Jahrestreffen Schillig 2018

Gut Ding will Weile haben – und hier ist er nun, unser Bericht zum großen Schillig-Jahrestreffen 2018.

Am Wochenende vom 07. bis 09. September 2018 fand das vierte und bisher größte Watt°N Jahrestreffen in Schillig statt. Durch die Unabhängigkeit von Fährzeiten versammelte sich bereits mehr als die Hälfte der insgesamt 96 Teilnehmer früher als gewohnt am Freitagmittag für eine gemeinsame Wattüberquerung nach Minsener Oog. Die Anreisenden trafen in allen möglichen Gruppengrößen ein, zum Teil hatte man sich im Nahverkehr schon wiedererkannt und ein paar Motivierte ließen sich auch vom Wetter nicht daran hindern, eine geführte Radtour von Wilhelmshaven nach Schillig zu erleben. Das Wetter, das erst mit Gewittern gedroht hatte und zumindest regnerisch blieb, klärte sich langsam auf dem Weg nach Minsener Oog, bis sogar vereinzelte Sonnenstrahlen durch den grauen Himmel brachen. Da der Großteil der Teilnehmenden im Vorfeld doch durchaus schon die eine oder andere Wattwanderung mitgemacht hatte, versuchten uns die Wattführer die Gegend einmal von einer anderen Perspektive aus näherzubringen. Und so wurde die 4,5-stündige Wanderung neben den regen Wiedersehensgesprächen und Natureindrücken mit historischen Fakten und Spielereien rund um die Matrosenaufstände gefüllt. Auch der hüfttiefe Priel direkt vor der Insel wurde ohne Probleme in einer langen Kette durchquert und auf der anderen Seite warteten bereits die beiden Vogelwärter auf Minsener Oog. Sie nahmen die Gruppe in Empfang, um ein bisschen von ihrer Arbeit und ihrem Einsatzort zu erzählen und freuten sich, unsere interessierten Fragen zu beantworten.

Angestachelt von der Aussicht auf ein reichhaltiges, vegetarisches Abendessen kehrten nach einer gründlichen Fußdusche schließlich alle nach und nach wieder in der Jugendherberge zurück. Dort warteten auch schon die Teilnehmenden, die nicht an der Wanderung teilgenommen hatten und so herrschte während des Abendessens erneut große Wiedersehensfreude. Gegen Ende folgte dann die erste offizielle Begrüßung durch Repräsentanten unserer „Task Force Schillig“, dem Teil des Watt°N Teams, das die gesamte Organisation des Treffens mehr als nur gestemmt hat. Nachdem die wichtigsten Eckdaten abgegrast und alle Teezeiten besprochen waren, ging es nach einer kurzen Verdauungspause weiter im Begrüßungsprogramm. Nach der Vorstellung unseres Wochenendplans und der Listen, in die man sich für die verschiedenen Programmpunkte eintragen konnte, gab es einen kompakten Rückblick auf das letzte „Watt°N-Jahr“, bei dem noch einmal Eindrücke von verschiedenen Aktionen wie den Kartierungen in Zusammenarbeit mit dem NLWKN oder der Kids Watt Academy gezeigt wurden. Um auch ein bisschen Klarheit in die mysteriöse und geheimnisvolle Arbeit des Watt°N-Teams zu bringen, haben wir es uns nicht nehmen lassen, ein paar Schnappschüsse aus der Teamarbeit zu zeigen, unsere Arbeitsweise und Teamstruktur vorzustellen und Werbung fürs Mitmachen im Team unauffällig einfließen zu lassen (Oh, überraschend, ihr wusstet das noch nicht und würdet euch gern unserem höchst motivierten Kreis anschließen, eure Ideen umsetzen/ ein Treffen planen / Artikel schreiben/ etc.? Dann meldet euch doch einfach mal bei Christoph). Natürlich hatten wir auch wieder Fanartikel sowie Listen zum Eintragen in Mailverteiler im Gepäck.

 

Im Anschluss an den Watt°N-Werbeblock stellte sich FÖJ-Aktiv vor. Begeistert durch das Engagement von Watt°N war der Verein auf unserem Jahrestreffen mit zwei Mitgliedern vertreten, um die eigene Arbeit vorzustellen und mit uns in Kontakt zu kommen. Daneben ist der Aktiven- und Ehemaligenverein des FÖJ Förderer unseres Netzwerks und wir freuen uns sehr auf den weiteren Austausch!

 

Natürlich hat auch ein interaktives Kennenlernspiel nicht gefehlt, wobei wir uns fast maßstabsgetreu im Raum je nach früherem FÖJ/BfD/Zivi/Praktikums (uvm.)- Ort und derzeitigen Wohnort aufgestellt haben. Es war spannend zu sehen, wie weit über ganz Deutschland plus Niederlande unsere Mitglieder derzeit verteilt sind und natürlich auch manchmal überraschend, wer alles so in der eigenen Umgebung wohnt. So lief der Abend gemütlich aus und lud ein, sich über vergangene Zeiten, Erfahrungen und neue Entwicklungen auszutauschen.

Der Samstag startete früh, damit wir auch all unsere Pläne in die Tat umsetzen konnten. Während das Team sich schon vor dem Frühstück traf um sicherzugehen, dass alles Geplante für den Tag glattlaufen würde, trafen spätestens zum Frühstück um acht wieder alle zusammen. Ausgestattet mit Müsliriegeln, Ferngläsern und Regenjacken teilten wir uns auf die verschiedenen Programmpunkte Strandrallye, Müllsammeln, Pflanzen- und Radtour auf. Bevor wir jedoch in die Aktionen starten konnten, wurde noch das traditionelle Gruppenfoto auf dem hauseigenen Deich geschossen, das ihr hier bewundern könnt! 

Während im Anschluss einige zu einer Radtour durch das Wangerland aufbrachen, haben andere sich mit Fahrrad und Fernglas zum Vogelbeobachten aufgemacht. Ein paar Teamer haben beim Pflanzenspaziergang durch die Salzwiesen ihr breites botanisches Wissen geteilt, das sie nur wenige Tage zuvor beim internen Watt°N-Pflanzenkurs erworben hatten. Eine weitere Gruppe war mit Fahrrädern und Müllsäcken ausgestattet unterwegs, um in Schillig am Strand und in den Lahnungsfeldern in Krildumersiel Müll zu sammeln. Dieser wird jetzt für eine Ausstellung zu Meeresmüll im Oldenburger Landesmuseum für Natur und Mensch weiter verwendet.

Für einen sportlichen Ausgleich sorgte auch unser Boßelangebot, das sehr gut angenommen wurde. So konnten sich zwei Gruppen durch den geschickt geplanten Streckenverlauf zwischen Weiden, Gräben und Deich boßelnd zum Nachmittagsprogramm bewegen.

Am Nachmittag ging es dann im Nationalparkhaus Wangerland in Minsen mit einem gemeinsamen Fest weiter, bei dem es allerlei zu entdecken gab. Die Aktionen beim Fest wurden von Watt°N Teamern geplant und mithilfe des Nationalparkhausleiters organisiert. Neben den gängigen Attraktionen des Nationalparkhauses haben wir über unser Netzwerk informiert, Bastelstationen aufgebaut, die Planktonbestimmung geübt, den Imagefilm unseres Netzwerks auf Leinwand gezeigt, eine Rallye rund ums Nationalparkhaus inklusive Gummistiefelweitwurf und Nebellauf aufgebaut, sowie Stockbrotrösten und Bernsteinschleifen angeboten. Abgerundet wurde das Ganze durch ein Wattenmeerquiz, Hausführungen, Schaufütterungen an den Aquarien, einen FÖJ-Aktiv Stand, sehr leckeren Kuchen und Kaffee sowie Livemusik.

Zum Abendbrot machten wir uns dann ausstaffiert mit Traumfängern und Bernsteinarmbändern mit den Fahrrädern oder dem Watt°N-Express, der an diesem Tag extra für uns zwischen Schillig und Minsen verkehrte, auf den Weg in unsere Unterkunft.

Nach dem Abendessen ging es abermals auf die Fahrräder – wir bildeten eine so lange und schöne Fahrradschlange, dass einige Touristen uns verwundert hinterherschauten. Diesmal stand die von Watt°N organisierte Podiumsdiskussion zum Thema „Nachhaltiger Tourismus im Niedersächsischen Wattenmeer“ in Horumersiel auf dem Plan. Die Diskussion startete um 20 Uhr im Haus des Gastes der Gemeinde Wangerland. Auf dem Podium saßen Astrid Martin, Leiterin der Partnerinitiative des Biosphärenreservats, Imke Wemken, Geschäftsführerin Ostfriesland Tourismus GmbH, Carolin Wulke, Geschäftsführerin Die Nordsee GmbH (Schortens), Wangerlands Bürgermeister Björn Mühlena, Joke Pouliart, CEO Waddensea.Travel & Wattwanderzentrum Ostfriesland, und der ehemalige Umweltminister von Niedersachsen Stefan Wenzel (Bündnis90/Grüne). Moderiert wurde die Diskussion durch Susanne Eilers vom Förderverein Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer. Inhaltlich ging es um die Frage, wie der Spagat zwischen der Nachfrage nach touristischen Angeboten für das kleine Portemonnaie und wirklich nachhaltigen Konzepten gestaltet werden könnte. Die regionalen Tourismusverbände und Gemeinden haben Interesse daran, mehr Besucher anzuziehen. Doch wann sind Verträglichkeitsgrenzen für das Ökosystem erreicht? Und inwieweit sind die Besucher bereit, höhere Preise für ökologische Angebote zu zahlen? Ist das Ziel noch mehr Besucher anzuziehen überhaupt noch aktuell?  

Als die Diskussion gerade so richtig in Fahrt gekommen war, war der Abend leider schon vorbei. Schade war, dass nur wenige Menschen aus der lokalen Bevölkerung zur Diskussion gekommen waren - obwohl die Veranstaltung sowohl in Zeitungen, Aushängen und Newslettern angekündigt wurde.

 

Die Radtour durch die Nacht zurück zur Jugendherberge tat gut und bot die Möglichkeit, in Kleingruppen verschiedene Aspekte weiter zu diskutieren. Den Abschluss des Tages bot eine Vergnügung mit Livemusik. Die Band „The Ukrainiens“, die auch schon den ganzen Tag am Programm teilgenommen hatte und von unserer Begeisterung und Motivation angesteckt wurde, heizte ordentlich ein und es wurde rege das Tanzbein geschwungen. Auch das Nachtbuffet wurde gut angenommen und so wurde bis in die frühen Morgenstunde geschlemmt, gelacht, getanzt und sogar vereinzelt gebadet.

Ein gemeinsames Frühstück am Sonntag und - schwupps - war das große Jahrestreffen auch schon wieder vorbei. Dann hieß es in unserer Abschiedsrunde „Bis bald!“ sagen, Fahrräder wegbringen und die Abreise vorzubereiten. Bei schönstem Sonnenschein konnten wir unsere neuen Watt°N-T-Shirts ausführen, im Gras eine letzte Runde Wikingerschach spielen, und wer Zeit hatte und mutig genug war ist schnurstracks zum lokalen Strand aufgebrochen, um die erfrischende Wirkung eines Nordseebades zu genießen. Aus einigen Quellen wurde uns zugetragen, dass auch die Abreise trotz Schienenersatzverkehr gut bewältigt werden konnte und sich auch in diesen Stunden die Gruppen nur trennten, wenn es die Zugverbindungen nicht anders zuließen.

Einzelne auserwählte Zeithabende sind auch noch einen Tag länger verweilt, um die letzten Fahrradschlüssel zu suchen, Räume zu fegen und später Abreisende durch La-Ola-Wellen sicher zu verabschieden. 

 

Unser Team hat direkt nach der Verabschiedung einen Stuhlkreis gebildet, um unsere Eindrücke vom Wochenende zu teilen und auszuwerten, solange sie noch frisch waren. Fazit: Wir fanden es großartig! Was zum Beispiel? Dass so viele von euch gekommen sind, um gemeinsam Zeit zu verbringen und Erfahrungen auszutauschen, FÖJ-Aktiv kennen lernen, Boßeln, die Schafe auf dem Deich, die Diskussionen während und nach der Veranstaltung zum nachhaltigen Tourismus, die Band, die Stimmung, das Essen, die Fahrradanreise, Plankton beobachten, …. 

Wir hoffen (und wissen auch ein bisschen durch den Auswertungs-Fragebogen), dass es euch ebenfalls gut gefallen hat, und hoffen euch bald wieder zu sehen, an der Küste, in Hannover zum Teamtreffen oder vielleicht bei der ein oder anderen Veranstaltung! 

 

 

Wir danken der Bingo Umweltstiftung und der Barthelstiftung für die finanzielle Unterstützung zu diesem Treffen, sowie dem FÖJ aktiv e.V. für die Unterstützung bei der Finanzierung der Leihfahrräder. Wir danken dem Watt’N Express für die kostenlose Beförderung der Teilnehmenden. Für die gute Zusammenarbeit bedanken wir uns bei dem Nationalparkhaus Minsen, der Gemeinde, den Teilnehmenden der Podiumsdiskussion sowie allen Teilnehmenden des Jahrestreffens.

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